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Meine Narbe macht Probleme - ich brauche Hilfe!

Manche Narben erkennt man sofort als auffällig bzw. krankhaft:

 

Sie ist mit dem Untergewebe verklebt, atroph (eingezogen) oder auch hypertroph (wulstig), schmerzt, schränkt die Beweglichkeit ein, ist übersensibel oder auch stellenweise taub.

 

Laut Huneke (Neuraltherapie) können lokale Herde in Form von Narben und/oder Entzündungen über nervale Reflexwege auch zu allgemeinen Krankheitserscheinungen führen, die im ersten Moment nichts mit dem Störfeld einer Narbe zu tun zu haben scheinen.

 

Deshalb ist es auf jeden Fall immer sinnvoll, sich eine Narbe genauer ansehen zu lassen.

 

Manchmal reicht es schon, die Narbe selbstständig zu massieren und zu mobilisieren. Aber es kann auch durchaus notwendig sein, sich professionelle Hilfe zu holen.

 

TherapeutInnen behandeln eine auffällige Narbe mit einem Therapiestäbchen (siehe Bild), aber auch die Schabe,- oder Schröpftechnik kann angewendet werden.

 

Medizinische Behandlung:

 

atrophe/eingezogene Narben:

  • Einspritzen (Unterspritzen) von Füllsubstanzen, zB. Kollagen: Ziel der Therapie ist, das fehlende Gewebe aufzufüllen. Der Effekt ist jedoch zeitlich begrenzt und es besteht die Gefahr von Entzündungsreaktionen.
  • Abschleifen (Dermabrasion): Eingesunkene Narben können auch durch Abschleifen der obersten Hautschicht bzw. der Narbenränder behandelt werden.
hypertrophen/wulstige Narben und Keloide:
  • Einspritzen von Glukokortikosteroid (Kortison): Das Einspritzen von Glukokortikosteroid (Wirkstoff Triamcinolon) in die Narbe kann die übermäßige Bildung von Bindegewebe bei hypertrophen Narben und Keloiden hemmen. Dadurch soll das starke Narbenwachstum reduziert werden. Die Injektionen können schmerzhaft sein. Zu den unerwünschten Wirkungen bei zu tiefer Injektion zählen Gewebeschwund (Atrophie) und Pigmentstörungen. Die Erfolgsrate (Ansprechrate) bei Keloiden ist laut Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft hoch (zwischen 50 und 100 Prozent). Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Bildung (Rezidiv) beträgt bis zu 50 Prozent. Vorher kann die Ärztin/der Arzt eine Vereisung (Kryotherapie) der Narbe durchführen, um die Injektion zu erleichtern. Bei Kindern sind Glukokortikosteroide aufgrund möglicher Nebenwirkungen kontraindiziert.
  • Kryotherapie (Vereisung): Die Kryotherapie wird vor allem bei Keloiden und kleinen hypertrophen Narben angewendet. Die Narben werden mit flüssigem Stickstoff vereist und danach abgetragen. Die Behandlung kann entweder mit kurzer Vereisung (vor einer Glukokortikosteroid-Spritze) oder mit intensiver Vereisung durchgeführt werden. Nach der Vereisung bildet sich eine Blase mit nässender Wunde. Für eine ausreichende Wirkung muss die Behandlung öfter wiederholt werden. Dies ist jedoch erst nach Abheilen der Blase nach ca. vier bis sechs Wochen möglich.  
  • Druckbehandlung:  Durch Druckbehandlung einer Narbe soll die Reifung des Kollagens beschleunigt werden. Der Druck bewirkt eine Abflachung der Narbe, unterstützt die Umwandlung des Ersatzgewebes in funktionstüchtiges Gewebe und erhöht die Elastizität der Narbe. Der Druck sollte möglichst den ganzen Tag aufrechterhalten werden. Je nach Narbe dauert die Behandlung sechs Monate bis zwei Jahre. Bei den regelmäßigen ärztlichen Kontrollen erfolgt eine Dokumentation des Behandlungserfolgs. Eine Druckbehandlung ist möglich mit: Elastischem Textilgewebe, zB. Kompressionsanzug, -strümpfe, -handschuhe, -verband bei großen Narben, besonders nach Verbrennungen oder Kunststoffmasken.  
  • Needling (Microneedling, Kollagen Induktion Therapie): Das Narbengewebe wird mit einem speziellen Roller mit vielen kleinen, dünnen Nadeln behandelt. Dabei entstehen winzige Verletzungen. Dies unterstützt die Wundheilung und regt die Bildung von Kollagen an. Die einfache, sichere und wirksame Therapiemethode wird zB. bei Aknenarben, Verbrennungsnarben oder Dehnungsstreifen eingesetzt und kann ev. mit anderen Therapie kombiniert werden. 
  • Operation: Die chirurgische Behandlung von Narben wird meist frühestens nach einem Jahr erwogen, da sich vorher Narben auch von selbst zurückbilden können. Bei der Behandlung wird das Narbengewebe ganz oder teilweise entfernt. Anschließend wird die Wunde vernäht oder durch transplantiertes Gewebe ersetzt. Oft werden begleitende Therapien, zB. Strahlentherapie bei Keloiden, angeschlossen. Die Behandlung kann aus verschiedenen Gründen angezeigt sein, wenn: 
  •  Narben die Beweglichkeit einschränken, zB. bei Narben an Gelenken,
  • die Narbe erzeugt eine Zugspannung, die zu Wucherungen führt, 
  • eine kosmetische Entstellung vorliegt oder eine neue Wundheilung ohne krankhafter Narbenbildung mit passenden begleitenden Behandlungen eingeleitet werden soll.  
  • Lasertherapie: Mit speziellen Lasertechniken können hypertrophe Narben abgetragen und das Gewebe geglättet werden. Häufig sind mehrere Sitzungen notwendig. Als unerwünschte Nebenwirkungen können Krusten, Infektionen auftreten. Bei bestimmten Keloiden kann die Ärztin/der Arzt eine Laserbehandlung in Kombination mit anderen Therapien vorschlagen, zB. Glukokortikosterioid-Injektionen, Kryotherapie, Druckbehandlung.
  • Bestrahlung: Durch Bestrahlung soll exzessives Zellwachstum beschränkt und eine normale Narbenbildung unterstützt werden. Die Bestrahlung wird kurz nach der operativen Entfernung einer krankhaften Narbe durchgeführt. Unerwünschte Nebenwirkungen sind zB. vorübergehende Rötungen oder Schuppungen sowie chronische Hyperpigmentierungen und Depigmentierungen. Die Dosierung wird so gewählt, um das Risiko von unerwünschten Wirkungen möglichst gering zu halten. 
  • Silikoncreme: Silikon wird als Zusatztherapie von hypertrophen Narben oder zur Vorbeugung von hypertrophen Narben und Keloiden nach einer Operation eingesetzt. 
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