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Was haben Faszien mit Schmerzen zu tun?

"Zwei Gruppen von Krankheiten prägen das Bild des Krankenstandsgeschehens:

Die Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes und jene des Atmungssystems.

Zusammen verursachen diese Erkrankungen 47,1% der Krankenstandsfälle und 39,9% der Fehlzeiten*42). 

 

*42) Die Bedeutung war 2019 mit 49,9% der Krankenstandsfälle und 41,6% Krankenstandstage größer."

 

Dachverband der Sozialversicherungsträger, WIFO-Berechnungen. Stand 2021.

Was sind Faszien, wie ist die Wirbelsäule aufgebaut, weshalb verschwinden die meisten Rückenschmerzen nach bis zu 6 Wochen von selbst und warum bleiben 80% der Bandscheibenvorfälle unbemerkt?

 

Hier ein sehr anschauliches Video:

"Use it or loose it"

 

Wir wissen heute, dass unser Körper einen ständigen Veränderungsprozess durchmacht.

Nutzen wir etwas vermehrt, wird angebaut, nutzen wir es nicht, verkümmert es.

 

Knochen und Gelenke:

 

Sind unsere Fingergelenke sehr großen Belastungen ausgesetzt, wie zum Beispiel in meinem Beruf, wird Knochen angebaut.

 

Was im Röntgenbild wie eine Rhizarthrose (Daumensattelgelenksarthrose) aussieht, ist in Wahrheit ein natürlicher Schutz des Körpers:

Wird die Gelenksfläche vergrößert, so wird der punktuelle Druck verringert. Einfaches physikalisches Gesetz.

(Siehe auch Liebscher und Bracht; Die Arthroselüge).

 

Schmerzen entstehen erst durch die Entzündungsprozesse aufgrund der Überbelastung. 

 

Muskeln, Faszien und Sehnen:

 

Laut Liebscher und Bracht (Deutschland hat den Rücken) nutzen wir in einem normalen Alltag nur 5-10% unserer Bewegungsmöglichkeiten.

Dementsprechend passen sich auch unsere Muskeln, Sehnen und Faszien an diese Gewohnheit an, verkürzen und verfilzen.

 

Was sind nun die Faszien?

 

Eigentlich kann man nur von DER Faszie sprechen, die unseren ganzen Körper durchzieht.

Sie umhüllt die Organe, Gefäße, Nerven, Knochen und Muskeln, fixiert sie an ihrem Platz und verbindet sie miteinander.

 

Vereinfacht gesagt ist sie das weiße Gewebe, das die Muskeln umhüllt.

Würde man alle Organe, Gefäße, Nerven, Knochen und Muskeln entfernen, könnte man noch gut anhand der Faszie den Körperaufbau erkennen.

Würde man die Faszie entfernen, würde nichts mehr an Ort und Stelle bleiben.

 

Lange Zeit hat sich niemand für dieses Gewebe interessiert und nun ist es so im Focus. Warum?

 

Funktion von Faszienstrukturen:

  • Schutz und Stoßdämpfer
  • Transport: Die Lymphflüssigkeit wird zwischen den Faszien abgeleitet.
  • Unterstützung der Muskulatur: Durch die Vernetzung der Muskeln durch das Bindegewebe wird die Zugkraft erhöht.
  • Gedächtnis: Diese Prämisse ist noch nicht vollständig wissenschaftlich geklärt. Aber ich kann es aus meiner Arbeit bestätigen, dass ich häufig alte Verletzungen "erspüren" kann, ohne dass ich davon wusste.
  • Sinnesorgan: Humanbiologe Robert Schleip, Direktor der Faszia Research Group der Universität Ulm: "Einer der spannendsten Aspekte der neueren Faszienforschung ist jedoch die zunehmende Einsicht, dass die Faszie eines unserer reichhaltigsten Sinnesorgane darstellt.(...) Während man früher davon ausging, dass für diesen sogenannten sechsten Sinn hauptsächlich die Gelenksrezeptoren und Muskelspindeln ausschlaggebend sind, legen neuere Erkenntnisse nahe, dass die zahlreichen Dehnungsrezeptoren in den oberflächig gelegenen Faszienschichten eine mindestens ebenso wichtige Rolle spielen."

Quellen:

Ulf Pape; Manuelle Behandlungsstrategien gegen chronische Rückenschmerzen, Richard Pflaumverlag, München 2014

Liebscher und Bracht; Deutschland hat den Rücken, Die Arthroselüge.

 


Faszie und Schmerzen:

 

Geschulte Hände können die funktionelle Beeinträchtigung im Gewebe als Verklebungen und Verdickungen erspüren.

Häufig sind diese Punkte schmerzhaft und können auch ausstrahlen.

 

Behandelt werden sie über Druck und Zug.

Die Intensität der Behandlung hängt von der jeweiligen Therapiemethode ab:

In der Osteopathie behandelt man eher sanft, am anderen Ende der Skala steht Rolfing, eine sehr starke Form der Faszienbehandlung.

Jede Behandlungsform hat zum Ziel eine Balance und normale Funktion wieder herzustellen.

 

Nach jeder Behandlung ist wichtig, dass das gewonnene Bewegungsspiel ganz bewusst wieder angewendet wird.

 

Auch genügend Flüssigkeitsaufnahme ist sehr wichtig!

 

Was verursacht eine Dysbalance?

 

Ständige einseitige Haltungen und Bewegungen verursachen nicht nur Dysbalancen in den Muskeln und der Faszie, sondern führen auch zu pathologischen Veränderungen der Wirbelsäule und der Gelenke.

 

Das ist eine Wechselwirkung und funktioniert auch umgekehrt:

 

Pathologische Veränderungen der Wirbelsäule, der Gelenke und der Statik bewirken eine Veränderung des Spannungszustandes der Muskulatur und der Faszie.

 

Die Schmerzen werden mechanisch (Druck und Zug) und biochemisch (mangelnde Versorgung und Entzündung) durch Aktivierung der Nozizeptoren, der Schmerzrezeptoren im Gewebe ausgelöst.

Nächster Artikel:

Faszientherapie in der Schmerzbehandlung

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Kommentare: 1
  • #1

    Brigitte (Sonntag, 02 April 2023 17:43)

    Sehr hilfreiche Behandlungsmethode
    besonders die mit starkem Druck